Sankt Augustin – „Das kennt man sonst nur von Weihnachten“, sagte David Bungartz lachend. Der 38-jährige Pfarrer hatte allen Grund zufrieden zu sein: Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus der evangelischen Gemeinde Niederpleis und Mülldorf war brechend voll an diesem Sonntagabend, so voll, dass Besucher vor der Tür stehen müssten, um zuhören zu können. Mehr als 300 Menschen waren gekommen, um „ihren“ Gemeinde-Chor „Gospel Inspiration“ zu erleben.
Chorleiter und Keyboarder Eun-Sup Jang hatte für das Konzert am Sonntag ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das immer wieder zum Mitsingen einlud. Gospels auf Deutsch und Englisch wechselten sich mit leisen Rezitationen ab, sogar das Jazz-Arrangement eines Chorals von Martin Luther wurde gesungen. Die instrumentale Begleitung für den Chor lieferten Gero Schippmann (Gitarre), Beate Starken (Cello), Stefan Rey (Bass) und Thomas Esch am Schlagzeug. Für die Sänger war es der zweite Auftritt des Wochenendes, am Vortag hatten sie ihr Können in Bonn unter Beweis gestellt.
„Zwei Auftritte sind anstrengend für Laiensänger, aber es ist eine gute Übung. Und heute waren sie entspannter als gestern“, resümierte Jang. Als er die Leitung des Chors vor acht Jahren übernahm, dirigierte er 15 Mitglieder, inzwischen sind es 50, rund ein Drittel davon Männer. Schon regte der Song „Gottes Kinder“ zum Mitklatschen an.
Bei „Go, tell it on the mountain“ wuchs Jangs Chor dann von 50 auf 350 Stimmen an: Seine Sänger verteilten sich zwischen den Sitzreihen – „um zu kontrollieren wie Sie singen“, scherzte er – und Jang teilte die Zuhörer für einen Kanon in Gruppen ein. Der Höhepunkt war erreicht: Alle Gäste standen auf und stimmten mit ein. Begeisterte Pfiffe und Rufe wollten am Ende gar nicht mehr aufhören, der abschließende Applaus hielt lange an.
„Unsere Konzerte sind meistens gut besucht, aber heute war es viel voller als letztes Jahr. Außerdem waren auch viele Familien da, das ist wirklich toll“, sagte Dirigent Jang. Der Chor vergaß nicht, an das „Elend in der Welt durch Vertreibung und Krieg“ zu erinnern. „Jede und jeder braucht Heim und Heimat“, hieß es in der Begründung für die Spendenaktion zugunsten von SOS-Kinderdörfern in Syrien. Eintritt kostete das Konzert daher nicht, gebeten wurde aber um Spenden, die der Hilfsorganisation in vollem Umfang zukommen.
(Kölner Stadtanzeiger, 10. Oktober 2017)